Methoden der Usability-Evaluation: Einleitung

In den vergangenen Jahrzehnten wurden diverse Methoden der Usability-Evaluation entwickelt. Die Mehrheit hat das gemeinsame Ziel, Aussagen über die Effektivität, Effizienz und Zufriedenheit über Produkte durch deren Benutzung zu treffen. Aufgrund der unterschiedlichen Vor- und Nachteile der jeweiligen Methoden, muss mit Berücksichtigung der Ziele, dem Status des Projektes, vorhandenem Wissen und dem Zugang zu den NutzerInnen im Vorfeld eine Wahl an zweckmäßigen Methoden getroffen werden. Die am besten geeignetste Methode für die jeweilige Situation zu finden, ist die Herausforderung. Alle Evaluationsmethoden unterliegen den Gütekriterien Objektivität (Unbeeinflusstheit), Reliabilität (Zuverlässigkeit) und Validität (Gültigkeit). (Vgl. Moser, 2012, S. 224.) Die folgende Abbildung stellt die Entwicklung einzelner Verfahren in einem zeitlichen Horizont dar.

Abbildung: Methoden der Usability-Evaluation im zeitlichen Verlauf
(Abbildung entnommen aus: Krannich, 2010, S. 142.)

Eine Gruppierung von Usability-Methoden ist jene nach Nutzertests (empirisch) und Expertentests (analytisch). TeilnehmerInnen sollen bei Nutzertests möglichst realistische Aufgaben durchführen. Sie werden dabei beobachtet, wie sie diese lösen. Ziel ist es, Schwachstellen zu identifizieren. Nutzertests zeigen im Vergleich zu Expertentests lediglich tatsächliche Usability-Probleme auf – die Planung und Auswertung ist allerdings mit höherem Aufwand verbunden. Bei Expertentests werden von ExpertInnen Benutzeroberflächen in Bezug auf charakteristische Usability-Probleme untersucht. Im Gegensatz zu Nutzertests, liefern Expertentests nur Hinweise auf potentielle Usability-Probleme. Es kann nicht gesagt werden, ob diese auch tatsächlich in der Praxis auftreten. Demgegenüber sind Expertentests schneller und effizienter durchführbar als Nutzertests. (Vgl. Moser, 2012, S. 225.)

Desweiteren können Evaluationen in formative und summative unterteilt werden. Formative Evaluationen werden vor einem Designprozess durchgeführt, um frühzeitig potenzielle Usability-Probleme aufzudecken. Summative Evaluationen werden angewendet, um zwei oder mehr Alternativen zu vergleichen. (Vgl. Sarodnick/Brau, 2006, S. 20.) Der Fokus der vorliegenden Masterarbeit liegt auf den Nutzertests. Die in diesem Kapitel vorgestellten Evaluationsmethoden bilden nur einen Auszug der wichtigsten und für diese Arbeit relevanten Methoden ab und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt keine Methode, die alle Situationen im selben Ausmaß abdeckt. Um die richtige bzw. jene Methode, welche optimal geeignet ist, auszuwählen, müssen Faktoren wie Zeit, Verfügbarkeit oder Aufwand berücksichtigt werden. (Vgl. Ham et al., 2006, S. 261.)

Quellen:

Moser, Christian: User Experience Design. Mit erlebniszentrierter Softwareentwicklung zu Produkten, die begeistern, Berlin, Heidelberg, 2012

Sarodnick, Florian/Brau, Henning: Methoden der Usability Evaluation. Wissenschaftliche Grundlagen und praktische Anwendung (Praxis der Arbeits- und Organisationspsychologie), Bern, 2006

Ham, Dong-Han et al.: Conceptual Framework and Models for Identifying and Organizing Usability Impact Factors of Mobile Phones, in: Kjeldskov, Jesper/Paay, Jeni (Hrsg.): OZCHI 2006. Conference proceedings, 20-24 November, Sydney: design-activities, artefacts, and environments (ACM international conference proceeding series), New York, 2006, S. 261–268


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