DIN EN ISO 9241-110 – Grundsätze der Dialoggestaltung

Die ISO Norm 9241-110 („Grundsätze der Dialoggestaltung“) behandelt die ergonomische Gestaltung von interaktiven Systemen, welche durch sieben Grundsätze der Dialoggestaltung definiert wird. Dieser neue Standard löste die bis dahin gültige Norm 9241-10 ab, welche überwiegend für grafische Benutzeroberflächen im Arbeitskontext gültig war. ISO 9241-110 wurde vor allem um Beispiele ergänzt, welche die sieben Prinzipien besser beschreiben. (Vgl. Krannich, 2010, S. 136f.) Die Grundsätze sind nicht unabhängig voneinander und daher ist es oftmals nötig, diese gegenseitig abzuwägen. Jeder Grundsatz ist dabei vom Nutzungskontext, den Nutzergruppen und der Dialogtechnik abhängig. Die Grundsätze werden kurz erläutert:

  • Aufgabenangemessenheit: Systeme sollen AnwenderInnen dabei unterstützen, Aufgaben einfach und direkt erledigen zu können, ohne komplizierte Bedienung. Beispiel: Kontextsensitive Dialoge als Hilfestellung während eines Online-Bestellvorgangs.
  • Selbstbeschreibungsfähigkeit: Für NutzerInnen soll zu jedem Zeitpunkt klar sein, in welchem und an welcher Stelle eines Dialogs er oder sie sich befinden und welche Handlungen wie ausgeführt werden können. Beispiel: Werden Eingaben vom System erwartet, soll klar sein, wie diese bereit gestellt werden sollen (z.B. TT.MM.JJJJ für eine Eingabe des Datums).
  • Erwartungskonformität: BenutzerInnen sollen aufgrund ihrer Vorerfahrungen und allgemein üblichen Konventionen behandelt werden. Beispiel: Berücksichtigung von kulturellen und sprachlichen Bestimmungen.
  • Lernförderlichkeit: Unterstützen Dialoge beim Erlenen der Nutzung von Systemen, gelten diese als lernförderlich. Beispiel: Anbieten von geeigneter Unterstützung wie Hilfestellungen durch Drücken einer Taste.
  • Steuerbarkeit: Kann ein Nutzer den Dialogablauf starten und Richtung sowie Geschwindigkeit ändern, bis ein Ziel erreicht ist, gilt der Dialog als steuerbar. Beispiel: Möglichkeit der Verwendung jedes verfügbaren Ein-/Ausgabemittels, wo es geeignet ist.
  • Fehlertoleranz: Fehlertolerante Dialoge liegen vor, wenn fehlerhafte Eingaben nur mit geringfügigem Korrekturaufwand durch NutzerInnen beseitigt werden können. Beispiel: Können Systeme automatisiert Fehler korrigieren, sollten sie die AnwenderInnen über die Ausführung informieren.
  • Individualisierbarkeit: Können Personen Dialoge nach ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen anpassen und die Darstellung von Informationen ändern, gelten diese als individualisierbar. Beispiel: NutzerInnen können zwischen unterschiedlichen Darstellungsformen wählen, wenn es für sie zweckmäßig ist (z.B. größere Schriftzeichen bei Sehbehinderung). (Vgl. DIN EN ISO 9241-110, 2008, S. 8ff.)

Neben den beiden erwähnten ISO Normen 9241-11 sowie 9241-110, sind aus der Normreihe 9241 „Ergonomie der Mensch-System-Interaktion“ noch weitere Teile im Usability-Umfeld zu berücksichtigen. Abbildung 12 stellt jene Gestaltungsempfehlungen grafisch dar, welche die Dialoganforderungen unterstützen und die Basis für Gestaltungslösungen bilden:

Abbildung: Teile von ISO 9241 für Gestaltungsempfehlungen
(Vgl. Abbildung aus: DIN EN ISO 9241-110, 2008, S. 18.)

Quellen:

Krannich, Dennis: Mobile Usability-Testing. Ein toolbasiertes Vorgehensmodell zum Rapid-Prototyping und Usability-Testing von Mobilen Systemen im originären Benutzungskontext, Bremen, Universität Bremen, Dissertation, 2010

DIN Deutsches Institut für Normung: Ergonomie der Mensch-System-Interaktion – Teil 110: Grundsätze der Dialoggestaltung (ISO 9241-110:2006), Berlin, 2008